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Beratungskompetenz umfasst die Fähigkeit, Menschen oder Organisationen dabei zu unterstützen, Lösungen für Herausforderungen zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen und Veränderungen erfolgreich umzusetzen. Sie basiert auf einer klaren Auftragsklärung, einer wertschätzenden Haltung, der Fähigkeit, systemische Zusammenhänge zu erkennen, sowie dem Einsatz gezielter Fragen, die Reflexion und Perspektivwechsel fördern. Berater*innen helfen nicht, Lösungen vorzugeben, sondern stärken die Eigenverantwortung und Ressourcen der Klient*innen.
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1. Akzeptanz: Es ist, wie es ist
Bedeutung: Diese Haltung bedeutet, die aktuellen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen vorurteilsfrei anzunehmen, ohne vorschnell zu bewerten oder verändern zu wollen. In der Beratung ist es wichtig, die Realität und die Perspektive der Klient*innen oder der Organisation, in die man eingebunden ist, vollständig zu akzeptieren. Nur durch diese Haltung können wir die Situation unvoreingenommen analysieren und wertvolle Erkenntnisse gewinnen.
Anwendung: Durch Akzeptanz schafft der/die Berater*in eine vertrauensvolle Basis für Zusammenarbeit. Gerade in Projekten, wo kulturelle Unterschiede und wirtschaftliche Rahmenbedingungen den Kontext prägen, ist diese Offenheit unerlässlich, um den/die Klient*in nicht zu demotivieren und den Status quo sachlich zu betrachten.
2. Perspektivwechsel fördern
Bedeutung: Die Fähigkeit, verschiedene Blickwinkel einzunehmen und andere Sichtweisen zu verstehen, ist essenziell, um die Bedürfnisse, Werte und Motivationen der beteiligten Akteur*innen zu erkennen. Perspektivwechsel hilft dabei, neue Möglichkeiten und Lösungen zu entdecken, die auf die unterschiedlichen Interessen und Erfahrungen der Menschen eingehen.
Anwendung: In der Beratung hilft der Perspektivwechsel dabei, den/die Klient*in anzuregen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Berater*innen können so helfen, Annahmen zu hinterfragen und Lösungen zu entwickeln, die nicht nur den eigenen Standpunkt, sondern auch den der anderen beteiligten Gruppen berücksichtigen, wie etwa lokale Gemeindemitglieder*innen, Partnerorganisationen oder Behörden.
3. Sicherheit und Hinterfragen
Bedeutung: Sicherheit gibt den Beteiligten Raum, ohne Angst vor Fehlern über ihre Herausforderungen zu sprechen. Gleichzeitig ist es wichtig, offen zu hinterfragen und auch schwierige Themen anzusprechen, um eine tiefergehende Problemanalyse zu ermöglichen. Dies schafft Klarheit über die aktuelle Situation und hilft, blinde Flecken und potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen.
Anwendung: Durch gezieltes, konstruktives Hinterfragen (ohne zu stark zu kritisieren) helfen Berater*innen dem/r Klient*in, sich über die eigenen Ziele, Herausforderungen und unbewussten Annahmen klarer zu werden. In der Entwicklungszusammenarbeit ist dies besonders wichtig, um sicherzustellen, dass Projekte nachhaltig und ressourcenschonend umgesetzt werden.
4. Nähe und Distanz bewusst steuern
Bedeutung: Berater*innen müssen eine Balance zwischen Nähe (Einfühlungsvermögen und Engagement) und Distanz (Objektivität und Neutralität) wahren. Zu viel Nähe kann die Objektivität beeinträchtigen, während zu große Distanz das Vertrauen und die Zusammenarbeit schwächen kann. Es gilt, sich bewusst auf die Beziehungsgestaltung einzulassen und dabei die professionelle Distanz zu wahren.
Anwendung: Berater*innen steuern Nähe und Distanz, indem sie aktiv zuhören und die Perspektive des/der Klient*in verstehen, aber auch klar und sachlich analysieren. In der internationalen Zusammenarbeit, wo kulturelle Nähe und Distanz oft verschieden wahrgenommen werden, ist dies besonders wichtig, um eine produktive Arbeitsbeziehung aufzubauen.
5. Verantwortung beim Klienten-System
Bedeutung: Diese Haltung erkennt an, dass die Verantwortung für Veränderungen beim/bei der Klient*in und dessen System (Organisation, Team, etc.) liegt. Berater*innen bieten Unterstützung und Werkzeuge, aber die Umsetzung liegt beim/bei der Klient*in. Nur wenn dieser aktiv Verantwortung übernimmt, können Maßnahmen langfristig erfolgreich sein.
Anwendung: Berater*innen sollten vermeiden, Lösungen „aufzuzwingen“. Stattdessen unterstützen sie den Klient*innen dabei, selbst tragfähige Lösungen zu entwickeln, die er eigenverantwortlich umsetzen kann. Dies ist besonders wichtig in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen nachhaltig sind und die lokale Selbstbestimmung gefördert wird.
6. Klare Auftrags- und Rollenklärung
Bedeutung: Diese Haltung betont die Notwendigkeit einer transparenten Klärung von Rollen und Erwartungen zwischen Berater*in und Klient*in. Es ist wichtig, dass beide Seiten wissen, welche Aufgaben sie übernehmen und wie die Zusammenarbeit gestaltet wird, um Missverständnisse zu vermeiden und ein konstruktives Arbeitsklima zu schaffen.
Anwendung: Gerade in komplexen, internationalen Projekten ist es unerlässlich, dass die Rollen, Zuständigkeiten und Ziele klar definiert sind. Berater*in unterstützen die Auftragsklärung aktiv, sodass der/die Klient*in sich auf die Zusammenarbeit verlassen kann und auch klar weiß, welche Aufgaben ihm selbst zukommen.
7. Alles hängt zusammen
Bedeutung: Diese systemische Haltung erkennt an, dass in einem Beratungskontext alles miteinander verknüpft ist. Probleme und Lösungen haben vielfältige Ursachen und Auswirkungen, die oft nicht sofort sichtbar sind. Es gilt, Zusammenhänge zu analysieren und die Wechselwirkungen im System zu berücksichtigen.
Anwendung: In der Beratung ermutigen Berater*in den/der Klient*in, nicht isoliert, sondern ganzheitlich zu denken. Gerade in der Entwicklungszusammenarbeit ist es notwendig, politische, soziale, wirtschaftliche und ökologische Faktoren mit einzubeziehen, um wirkungsvolle und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
8. Verhalten im Kontext verstehen
Bedeutung: Diese Haltung unterstützt das Verständnis, dass das Verhalten eines Menschen immer im Kontext seiner Umgebung, Kultur und Erfahrungen steht. Anstatt Handlungen zu verurteilen oder vorschnell zu bewerten, hilft es, sich in die Hintergründe und Beweggründe des/der Klient*in einzufühlen.
Anwendung: Berater*innen setzen diese Haltung ein, um die Umstände, unter denen der Klient agiert, ganzheitlich zu verstehen. In der internationalen Zusammenarbeit ist dies besonders wichtig, um Handlungen im kulturellen und sozialen Kontext zu deuten und angemessene, einfühlsame Vorschläge zu machen.
9. Vertrauen in Ressourcen und Fähigkeiten
Bedeutung: Diese Haltung geht davon aus, dass Klienten selbst über wertvolle Ressourcen und Fähigkeiten verfügen, um Lösungen zu finden. Die Rolle der Berater*in ist es, diese Fähigkeiten zu erkennen, zu fördern und zu nutzen, anstatt ausschließlich eigene Vorschläge zu unterbreiten.
Anwendung: Berater*innen bringen diese Haltung ins Spiel, indem sie auf die Stärken und Potenziale des/der Klient*innen hinweisen und ihn ermutigen, eigene Fähigkeiten einzusetzen. Dies fördert das Selbstvertrauen und die Eigeninitiative, besonders in der Entwicklungszusammenarbeit, wo langfristig die Selbstbestimmung der lokalen Akteure im Vordergrund stehen sollte.
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